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  • Jade-Quartett überquert die Grenzen mit Noyes

    Die über einjährige Zusammenarbeit des Jade-Quartetts mit dem Noyes-Ensemble wurde am vergangenen Dienstag im Rahmen der Heilbronner Kammermusikreihe fortgesetzt. Der ausverkaufte Saal bereitete dem Konzertprogramm einen herzlichen Empfang, das auf kreative Weise verschiedene Musikstile kombinierte und von Rockklassikern über Flamenco-Rhythmen und Mando-Pop bis hin zu Ravels Streichquartett reichte. Das Konzert machte deutlich, dass Konzertprogramme, die musikalische Grenzen überschreiten, auch beim Publikum klassischer Konzerte auf wachsendes Interesse stoßen. Doch was bedeutet Crossover eigentlich, und wie nähert man sich einem Repertoire, das verschiedene Stile vereint?

    Das Wort „Crossover“ bezeichnet das Überschreiten einer Grenze, das Betreten der „anderen Seite“ von etwas. Ein Orchester, das oft klassische Musik spielt, besucht in einem Gemeinschaftsprojekt den Bereich der Rockmusiker, wobei die Band von einem ganzen Sinfonieorchester begleitet wird. Manchmal erweitern klassische Ensembles ihr Repertoire um überraschende Musikstile – Jazz, Popmusik oder auch Techno – und entwickeln gleichzeitig neue Spieltechniken und Aufführungspraktiken. Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass zahlreiche Komponisten im Laufe der Musikgeschichte von vielen verschiedenen Richtungen beeinflusst wurden. So ist etwa die Musik von Maurice Ravel zugleich klassisch und impressionistisch und verbindet Weltmusik und sogar Blues mit moderner Kunstmusik.

    Vielleicht könnte man Crossover als eine Art Sprung ins Unbekannte verstehen, in ein Gebiet, wo die dialektische Begegnung verschiedener musikalischer Einflüsse etwas völlig Neues und Unerhörtes schafft. Die Welt ist zu einem Ort der Vielfalt geworden, an dem traditionelle Dichotomien wie klassische Musik – Popmusik, westliche Musik – Weltmusik oder Akustik – Elektronik nicht länger als klar abgegrenzte Gebiete erkennbar sind. Musikstile beeinflussen sich ständig gegenseitig – und das ist auch gut so. Kultur entsteht, wenn Gegensätze aufeinandertreffen und etwas Neues entsteht.

    Diese Art des interkulturellen Dialogs unterstützt auch die Zusammenarbeit zwischen dem Jade-Quartett und Noyes. Die Nationalitäten der Bandmitglieder selbst sagen etwas über die Vielfalt der Band aus: Ein taiwanesisch-chinesisch-finnisches Streichquartett spielt zusammen mit einer Band, deren Mitglieder aus Georgien und Deutschland stammen. Die Zusammenarbeit wird zudem durch unterschiedliche musikalische Hintergründe bereichert. Das Streichquartett als Kunstform schult Musiker im verfeinerten und anspruchsvollen Ensemblespiel. Allerdings verleiht die Zusammenarbeit mit Musikern aus einem Bandumfeld dem Musizieren eine völlig neue Dynamik. Der Schlüssel im Umgang mit Vielfalt liegt darin, den anderen Musikern zuzuhören, sie zu verstehen und den echten Wunsch zu haben, zusammenzuarbeiten.

    Das Programm von Noyes und dem Jade-Quartett könnte kontrastreicher nicht sein. Wie klingt beispielsweise Antonio Vivaldis berühmtes Presto der Sommerjahreszeiten, gespielt im 11/16-Takt und gewürzt mit indischen Einflüssen? Oder der Rockklassiker Stairway to Heaven, interpretiert von einem Streichquartett? Auffällige und doch sich ergänzende Kontraste regen die Fantasie an und eröffnen neue musikalische Horizonte.

    Das Publikum unseres Heilbronner Konzerts zeigte großes, echtes Interesse und Neugier gegenüber den Arrangements des Gitarristen Zaza Miminoshvili, und dem Applaus nach zu urteilen, war der Abend für die Zuhörer lohnend. Waren Sie an der Zusammenarbeit zwischen dem Jade-Quartett und Noyes interessiert? Informationen zu unseren kommenden Konzerten finden Sie im Bereich „Veranstaltungen“.